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mremap(2) System Calls Manual mremap(2)

BEZEICHNUNG

mremap - eine virtuelle Speicheradresse neu mappen

BIBLIOTHEK

Standard-C-Bibliothek (libc, -lc)

ÜBERSICHT

#define _GNU_SOURCE         /* siehe feature_test_macros(7) */
#include <sys/mman.h>
void *mremap(void alte_Adresse[.alte_Größe], size_t alte_Größe,
             size_t neue_Größe, int Schalter, … /* void *neue_Adresse */);

BESCHREIBUNG

mremap() erweitert (oder verkleinert) ein bestehendes Speicher-Mapping, potenziell durch gleichzeitiges Verschieben (bestimmt durch das Argument Schalter und den zur Verfügung stehenden virtuellen Speicherplatz).

alte_Adresse ist die alte Adresse des virtuellen Speicherblocks, den man vergrößern (oder verkleinern) möchte. Beachten Sie, dass alte_Adresse an den Speicherseiten ausgerichtet sein muss. alte_Größe ist die alte Größe des virtuellen Speicherblocks. neue_Größe ist die angeforderte Größe des virtuellen Speicherblocks nach der Größenänderung. Optional kann ein fünftes Argument, neue_Adresse, angegeben werden; siehe die folgende Beschreibung von MREMAP_FIXED.

Falls der Wert von alte_Größe Null ist und sich alte_Adresse auf ein gemeinsam benutzbares Mapping bezieht (siehe die Beschreibung von MAP_SHARED in mmap(2)), dann wird mremap() ein neues Mapping der gleichen Seiten erstellen. neue_Größe wird die Größe des neuen Mappings sein und der Ort des neuen Mappings kann mit neue_Adresse festgelegt werden, siehe die nachfolgende Beschreibung von MREMAP_FIXED. Falls mittels dieser Methode ein neues Mapping angefordert wird, dann muss der Schalter MREMAP_MAYMOVE angegeben werden.

Das Bitmasken-Argument Schalter kann 0 sein oder die folgenden Schalter enthalten:

Per Voreinstellung schlägt mremap() fehl, wenn an der aktuellen Position nicht ausreichend Platz vorhanden ist, um ein Mapping zu vergrößern. Wird dieser Schalter angegeben, darf der Kernel das Speicher-Mapping an eine neue virtuelle Adresse verlegen, falls das erforderlich ist. Wenn das Mapping verlegt wurde, werden absolute Zeiger zum Ort des alten Mappings ungültig. (Es sollten Offsets relativ zur Anfangsadresse des Mappings verwendet werden.)
Dieser Schalter dient einem ähnlichen Zweck wie der Schalter MAP_FIXED von mmap(2). Wenn dieser Schalter angegeben wird, dann akzeptiert mremap() ein fünftes Argument, void *neue_Adresse, das eine an Seiten ausgerichtete Adresse angibt, an die das Mapping verschoben werden muss. Alle früheren Mappings auf den von neue_Adresse und neue_Größe angegebenen Adressbereich werden verworfen.
Falls MREMAP_FIXED angegeben wird, muss ebenfalls MREMAP_MAYMOVE angegeben werden.
Dieser Schalter, der zusammen mit MREMAP_MAYMOVE verwandt werden muss, verlegt das Mapping auf eine neue Adresse, aber entfernt das Mapping an der alte_Adresse nicht.
Der Schalter MREMAP_DONTUNMAP kann nur zusammen mit privaten anonymen Mappings verwandt werden (siehe die Beschreibung von MAP_PRIVATE und MAP_ANONYMOUS in mmap(2)).
Nach Abschluss wird jeder Zugriff auf den durch alte_Adresse und alte_Größe festgelegten Bereich zu einer Seitenausnahmebehandlung führen. Die Seitenausnahmebehandlung wird durch den Handler userfaultfd(2) erledigt, falls die Adresse in dem vorher mit userfaultfd(2) registrierten Bereich liegt. Andernfalls wird der Kernel einen mit Nullen gefüllten Bereich belegen, der die Ausnahmebehandlung erledigt.
Der Schalter MREMAP_DONTUNMAP kann zur atomaren Verschiebung eines Mappings verwandt werden, wobei die Quelle gemappt bleibt. Siehe ANMERKUNGEN für mögliche Anwendungen von MREMAP_DONTUNMAP.

Falls das von alte_Adresse und alte_Größe angegebene Speichersegment gesperrt ist (mittels mlock(2) oder etwas Ähnlichem), wird diese Sperre aufrecht erhalten, wenn das Speichersegment verschoben oder seine Größe geändert wird. Als Folge davon kann sich die Größe des durch einen Prozess gesperrten Speichers ändern.

RÜCKGABEWERT

Bei Erfolg gibt mremap() einen Zeiger auf den neuen virtuellen Speicherbereich zurück. Im Fehlerfall wird der Wert von MAP_FAILED (d.h. (void *) -1) zurückgegeben und errno gesetzt, um den Fehler anzuzeigen.

FEHLER

Der Aufrufende versuchte, ein gesperrtes Speichersegment zu vergrößern. Das war nicht möglich, ohne die Resourcen-Begrenzung RLIMIT_MEMLOCK zu überschreiten.
Eine Adresse im Bereich von alte_Adresse bis alte_Adresse+alte_Größe ist für diesen Prozess eine ungültige virtuelle Speicheradresse. Man erhält sogar EFAULT, wenn Mappings existieren, die den gesamten angeforderten Adressraum abdecken, aber von unterschiedlichem Typ sind.
Ein ungültiges Argument wurde übergeben. Mögliche Gründe sind:
alte_Adresse war nicht an der Seitengrenze ausgerichtet
ein von MREMAP_MAYMOVE, MREMAP_FIXED oder MREMAP_DONTUNMAP verschiedener Wert wurde in Schalter übergeben
neue_Größe war Null
neue_Größe oder neue_Adresse war ungültig
der neue Adressbereich, der in neue_Adresse und neue_Größe angegeben wurde, überlappte den in alte_Adresse und alte_Größe angegebenen alten Adressbereich
MREMAP_FIXED oder MREMAP_DONTUNMAP wurde angegeben, ohne auch MREMAP_MAYMOVE anzugeben
MREMAP_DONTUNMAP wurde angegeben, aber eine oder mehrere Seiten in dem durch alte_Adresse und alte_Größe festgelegten Bereich waren nicht privat anonym
MREMAP_DONTUNMAP wurde angegeben und alte_Größe war nicht zu neue_Größe identisch
alte_Größe war Null und alte_Adresse bezieht sich nicht auf ein gemeinsam benutzbares Mapping (siehe aber FEHLER)
alte_Größe war Null und der Schalter MREMAP_MAYMOVE war nicht angegeben
Zur Ausführung der Aktion war nicht genug Speicher verfügbar. Mögliche Gründe sind:
Der Speicherbereich kann an der aktuellen virtuellen Adresse nicht erweitert werden und in Schalter ist der Schalter MREMAP_MAYMOVE nicht gesetzt. Oder es gibt nicht genug freien (virtuellen) Speicher.
MREMAP_DONTUNMAP wurde verwandt und verursachte dadurch die Erstellung eines neuen Mappings, das den verfügbaren (virtuellen) Speicher überschreiten würde. Oder es würde die maximale Anzahl an erlaubten Mappings überschreiten.

STANDARDS

Linux.

GESCHICHTE

Vor Version 2.4 machte die Glibc die Definition von MREMAP_FIXED nicht verfügbar und der Prototyp für mremap() ließ das Argument neue_Adresse nicht zu.

ANMERKUNGEN

mremap() ändert das Mapping zwischen virtuellen Adressen und Speicherseiten. Dies kann benutzt werden, um ein sehr effizientes realloc(3) zu implementieren.

Unter Linux ist der Speicher in Seiten eingeteilt. Ein Prozess verfügt über (ein oder) mehrere lineare virtuelle Speichersegmente. Jedes virtuelle Speichersegment hat ein oder mehr Mappings auf reale Speicherseiten (in der Seitentabelle). Jedes virtuelle Speichersegment hat seinen eigenen Schutz (Zugriffsrechte), welcher eine Segmentverletzung (Segmentation violation, SIGSEGV) verursachen kann, wenn auf den Speicher nicht korrekt zugegriffen wird (z.B. beim Schreiben in ein schreibgeschütztes Segment). Zugreifen auf virtuellen Speicher außerhalb der Segmente verursacht ebenfalls eine Segmentverletzung.

Falls mremap() dazu verwandt wird, einen mit mlock(2) oder Äquivalentem gesperrten Bereich zu verschieben oder zu erweitern, wird der Aufruf mremap() sich die beste Mühe geben, den neuen Bereich zu bestücken, wird aber nicht mit ENOMEM fehlschlagen, falls der Bereich nicht bestückt werden kann.

Anwendungsfälle für MREMAP_DONTUNMAP

Mögliche Anwendungen für MREMAP_DONTUNMAP sind unter Anderem:

Nicht kooperatives userfaultfd(2): eine Anwendung kann sich einen virtuellen Adressbereich mittels MREMAP_DONTUNMAP schnappen und dann einen userfaultfd(2)-Handler einsetzen, um die Seitenausnahmebehandlungen zu handhaben, die nachfolgend auftreten, wenn andere Threads in dem Prozess auf Seiten in dem geschnappten Bereich zugreifen.
Automatische Speicherbereinigung: MREMAP_DONTUNMAP kann im Zusammenspiel mit userfaultfd(2) verwandt werden, um Algorithmen für automatische Speicherbereinigung zu implementieren (z.B. in einer virtuellen Java-Maschine). Eine solche Implementierung kann billiger (und einfacher) als konventionelle automatische Speicherbereinigungstechniken sein, die Seiten mit einem PROT_NONE-Schutz im Zusammenspiel mit dem SIGSEGV-Handler markieren, um Zugriff auf diese Seiten abzufangen.

FEHLER

Vor Linux 4.14 erstellte mremap() ein neues privates Mapping ohne Bezug zum ursprünglichen Mapping, falls alte_Größe Null war und das Mapping auf das alte_Adresse sich bezog, ein privates Mapping war (siehe die Beschreibung von MAP_PRIVATE in mmap(2)). Dieses Verhalten war nicht beabsichtigt und für Anwendungen im Benutzerbereich unerwartet (da es das Ziel von mremap() ist, ein neues Mapping basierend auf dem ursprünglichen Mapping zu erstellen). Seit Linux 4.14 schlägt mremap() in diesem Szenario mit dem Fehler EINVAL fehl.

SIEHE AUCH

brk(2), getpagesize(2), getrlimit(2), mlock(2), mmap(2), sbrk(2), malloc(3), realloc(3)

Ihr Lieblingsbuch über Betriebssysteme für weitere Informationen über »paged memory«. (Modern Operating Systems von Andrew S. Tanenbaum, Inside Linux von Randolph Bentson, The Design of the UNIX Operating System von Maurice J. Bach.)

ÜBERSETZUNG

Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Patrick Rother <krd@gulu.net>, Martin Eberhard Schauer <Martin.E.Schauer@gmx.de>, Mario Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com> und Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer bezüglich der Copyright-Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.

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2. Mai 2024 Linux man-pages (unveröffentlicht)